Heiß, heißer, Baden-Württemberg

Heiß, heißer, Baden-Württemberg!

Wir Deutschen jammern ja permanent und gerne über das Wetter. Und als sich herauskristallisierte, dass der Sommer zu Hochtouren just am Tag unserer Regionalschau auflaufen würde, war die Sorge groß, ob die Aussteller überhaupt den teils sehr weiten Weg auf sich nehmen würden.

Doch alle Sorge blieb unbegründet, denn auf die Welsh-Familie ist eben Verlass! So reisten viele bereits freitags an, andere am Samstag und zum Züchterabend unter den großen Ahornbäumen des Reitervereins Wiesental fanden sich am lauen Samstagabend über 60 Personen ein.

Der Sonntag hielt dann, was er versprochen hatte – Waghäusel war an diesem Tag laut Deutschem Wetterdienst der heißeste Ort in ganz Deutschland! Gut, wenn man mit einer Anlage mit Schatten spendenden Bäumen gesegnet ist! Der Atmosphäre tat es keinen Abbruch, auch wenn viele Besucher stattdessen den Weg ins Freibad gewählt hatten.

Früh morgens starteten direkt die Reitklassen, für die Jeroen Haenen aus Belgien (Kabernarth Gestüt) kurzfristig als Richter gewonnen werden konnte. In beiden Sattelklassen hatte Brennabor Velvet Storm die Nase vorne. Bei den Junioren platzierte er sich mit Mona Reichel vor Joline Platter mit Hölderlins Gwyneth. In der Senior Sattelklasse trug er Martha Engel zum Sieg, die letztes Jahr noch in der Juniorenklasse gestartet war und nun an ihren Erfolg 2022 anknüpfen konnte.

In der Zucht eröffneten die Jugendklassen den Tag für Richter Geert Verbaas aus den Niederlanden (Stougjeshoeve Gestüt). Jugendsieger über alle Sektionen wurde der gut entwickelte Jährlingshengst MBS Casino Royal v. Glantraeth The Dominator (Sek. D) aus der Zucht und in Besitz von Markus Bauer, Österreich. Der Reserve-Jugendsieg ging nach Bochum an Familie Erich und ihre selbstgezogene Linderich Carlotta v. Singels Welsh Donn (Sek. A).

Um den Titel des Fohlensiegers konkurrierten Tiere aus den Sektionen A, C und D. In allen Klassen waren durchweg typvolle Fohlen vertreten, die bei noch angenehmen Temperaturen durchaus Lust hatten, sich zu bewegen und zu präsentieren. In einem spannenden Championat ging die Schärpe schließlich an Mayoors Little Diamond v. Birchmores Black Jack (Sek. C) aus der Zucht von Familie Staab aus Elsenfeld in Bayern, während sich Familie Voiß aus Erftstadt mit Little Home Leev Marie v. Deroks Mister Milten (Sek. D) den Reserve-Fohlensieg sichern konnte.

Besonders schön war, dass aus Konkurrenten im Wettbewerb direkt nach der Verkündung der Entscheidung wieder Freunde wurden, die sich gratulierend in den Armen lagen. Genau DAS macht eben unseren Welsh-Spirit aus!

Während die Temperaturen stiegen, ging es für die erwachsenen Tiere in den Ring. Ein besonderes Highlight waren sicher die Klassen der Welsh Cob-Stuten. Insgesamt 13 waren gemeldet und gaben ein fantastisches Bild in allen Klassen ab, darunter zahlreiche „Hochkaräter“, wie man sie sich auf jeder Schau nur wünschen kann! Bei den jungen Stuten kam es zu einem besonders spannenden Duell, immer wieder wurden sie aufgestellt, auf den Schrittring geschickt, noch einmal traben. Die Zuschauer fieberten mit, feuerten an und schließlich entschied die schwarze MBS Queen of Hearts v. Deroks Mister Milten (Z. u. B.: Markus Bauer, Bad Vöslau) vor der Fuchsstute Trevallion S Princess Polly v. Trevallion Ritz (B.: Ondra Blaha, CZ) die Klasse für sich. Bei den 5-jährigen und älteren Cobstuten siegte die 16-jährige H-S Irish Rose v. Llanarth Lord Nelson aus der Zucht und in Besitz von Fam. Spiekermann, Bochum vor der ein Jahr jüngeren Rhydfendigaid Ffion v. Rhydfendigaid The Guvnor aus dem Besitz von Misa Pesikova aus Tschechien.

Und während sich die Zuschauer an der gewohnt fabelhaften Bewirtung des Teams vom Reit-, Fahr- und Zuchtverein Wiesental gütlich taten, betraten auch die Hengste schon das Feld. Wir freuten uns über eine tolle Klasse von 5 Welsh A-Hengsten, die mit Greenhof Moneses v. Ywan (Z. u. B.: Heike Schaber, Neuffen) vor Leybuchts Pierre v. Dyfed Piper (B: Tina Andrew, Schriesheim) fest in baden-württembergischer Hand blieb.

Ein besonderer Aufwand und zugleich ein besonders schönes Bild ist die Familienklasse. Auch an dieser Stelle noch einmal recht herzlichen Dank an Heike Schaber, der auch diese Mühe nicht zu viel war und herzlichen Glückwunsch an die Familie der Lu-Lo Isar v. Blackhill Treasure Trove (Sek. A).

Die Sonne gab mittlerweile alles und man entschied sich einhellig: keine weiteren Verzögerungen, wir ziehen durch, um früh fertig zu sein und Pferd und Mensch die nötige Abkühlung zuteilwerden zu lassen.

Richtig spannend wurde es beim Kampf um den Tagessieg. Richter G. Verbaas hatte keine leichte Wahl, standen doch teils bereits hochdekorierte Vertreter der einzelnen Sektionen im Endring. Unter großem Applaus der Zuschauer zeigten sich alle ein letztes Mal im Ring und wie schwer die Entscheidung fiel, zeigte auch, dass vier Tiere noch einmal nach vorne gezogen und ausgiebig von allen Seiten begutachten wurden.

Der Reserve-Tagessieg ging an den äußerst bewegungsstarken Waxwing Perrin v. Eyarth Beau Geste (B.: Fam. Büscherhoff, Seeth-Ekholt). Der ausdrucksstarke Schimmelhengst ist ein besonders typvolles Modell der Sektion B, wie er schöner nicht gemalt werden kann. Der erfolgreiche Vererber ist im In- und Ausland bekannt und begehrt. Die nicht minder bekannte und hocherfolgreiche Welsh Cob-Stute H-S Irish Rose v. Llanarth Lord Nelson sicherte sich den riesigen Pokal des Tagessiegers. Sie knüpfte damit an den Sieg ihres Sohnes Aleanto Lucky Strike vom letzten Jahr an und untermauerte einmal mehr den enormen Zuchtwert ihrer Linie und den damit verknüpften jahrzehntelangen Erfolg ihrer Züchters Heinz Spiekermann.

Wir gratulieren allen Siegern und Platzierten und bedanken uns bei allen Helfern aufs Herzlichste. Es war uns eine Ehre, euch bei uns begrüßen zu dürfen.

Eine besondere Wertschätzung für uns als Veranstalter waren nicht nur die großzügigen Spenden und die wertvollen Sachpreise, die wir vergeben durften, sondern auch, dass für alle Sektionssieger und Champions große Schärpen von namhaften Gestüten aus ganz Europa gestiftet worden waren. Insgesamt avancierte unsere „kleine Regionalschau“ auch in diesem Jahr zu einem internationalen Treffpunkt, was uns natürlich sehr stolz macht, wenn wir Teilnehmer, Richter und Unterstützer aus nah und fern begrüßen dürfen. Bei uns im Ländle sind alle willkommen und wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, wenn es wieder heißt „Zu Gast bei Freunden!“

Text: C. Huke
Fotos: U. Schreckenhöfer

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