3. Jungzüchtertag in Oberbayern

Fördern und fordern – Dritter Pferde Jungzüchter Tag in Marxöd

„Die Jungzüchter fördern und fordern!“ – so lautete das Motto des dritten Pferde Jungzüchter Tages, der wie auch zuvor auf der wundervollen Reitanlage der Familie Abel in Marxöd nahe Teisendorf veranstaltet wurde. 15 wissbegierige und engagierte Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 17 Jahren aus der Umgebung Chiemgau und Berchtesgadener Land trafen sich, um an diesem herrlichen Tag mehr über „das Pferd“ im Allgemeinen und den korrekten Umgang mit diesen schönen Tieren zu erfahren. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde stellte sich heraus, dass alle Teilnehmer ein oder sogar mehrere eigene Pferde zuhause haben oder sich um ein Pflegepferd kümmern. Der Besitz eines eigenen Pferdes, eine Reitbeteiligung, eine Mitgliedschaft in einem Verein oder Reitunterricht wären aber keinesfalls Voraussetzungen für die Teilnahme an diesem Kurs gewesen. Mitmachen an solchen Tagen darf jeder, der sich für Pferde begeistert. Hinter dieser Idee, junge Menschen näher an das Pferd heran zu bringen, steht der Verband der Ponyzüchter Oberbayern e.V. zusammen mit der IG Welsh e.V. Regionalgruppe Bayern. Die Gastgeberin und zugleich Jugendbeauftragte der Ponyzüchter Obb. Stefanie Abel konnte für diesen Kurs einen ganz besonderen Referenten gewinnen.

Herr Wolfang Kühlechner – langjähriger Fachberater für die Zucht von Kleinpferden und Spezialrassen, begehrter Zuchtrichter, Pferdemensch durch und durch, echtes bayerisches Urgestein. Ja dieser Mann weiß, wovon er spricht und leitete professionell den Kurs auf Einsteigerniveau, griff aber ab und an für die schon Erfahreneren ein wenig tiefer in die Materie ein. Mit seinem immensen Fachwissen, seinen Anekdoten und seiner spürbar brennenden Leidenschaft für die Jugend und die Pferde wurde am Vormittag die Exterieur Beurteilung des Pferdes, also die Beurteilung der äußeren Erscheinung und Verfassung, ausgiebig erläutert und zusammen mit den Teilnehmern diskutiert. Geduldig ließen sich die Shetland Stute Coco und die Welsh A Stute Serenade, beides brave Kinderponys der 1. Vorsitzenden der Ponyzüchter Obb. Theresa Guggenbichler, begutachten und zeigten sich ebenfalls gelassen beim Freilauf in den Gangarten Trab und Galopp. Es wurde eine sogenannte Stutbucheintragung samt dessen Bewertungskriterien nachgeahmt, also eine Registrierung zukünftiger Zuchtstuten bei einem Zuchtverband. Auf Frontalunterricht verzichtete Herr Kühlechner dabei ganz gezielt, um die Jugendlichen zu fordern und zur aktiven Mitgestaltung zu animieren. Den einen musste man dies mit zweimal sagen. Sie trauten sich sofort offen ihre Meinungen und Antworten zu verkünden. Den anderen fiel das aus sich Herauskommen noch sichtlich schwer. Wohl gefühlt haben sich dennoch alle, denn neben dem fairen und respektvollen Umgang mit dem Pferd wurde auch auf den fairen und respektvollen Umgang mit seinen Mitmenschen wert gelegt.

Spannend ging es in der Halle mit dem Freispringen weiter. Die jüngste Teilnehmerin befürchtete schon, sie müsse auch über die aufgebauten Hindernisse springen. Aber sie hatte sich umsonst Sorgen gemacht, denn springen mussten die Vierbeiner allein. Gemeinsam mit Theresa, Stefanie, der Rassesprecherin Welsh des Ponyzuchtverbandes Obb. Denise Biedermann und Pferdewirtschaftsmeisterin in Zucht und Haltung Gabriele Mitnacht erklärte Herr Kühlechner den genauen Ablauf dieses besonderen Trainings für Pferde. Die Freisprunggasse bestand aus drei aufeinanderfolgenden immer etwas höher werdenden Sprunghindernissen, die eng an der Hallenbande der langen Seite standen und sicher an der offenen Seite begrenzt wurden. Das Freispringen der Pferde wurde in aller Ruhe mit insgesamt vier verschiedenen Ponys und Pferden ganz sachte durchgeführt, da alle vier bis auf ein Pferd dies noch nie zuvor gemacht hatten. Dabei wurde den Teilnehmern die wichtigsten Punkte nahegelegt, die es dabei zu beachten gibt. Zum Beispiel die Sicherheit aller Beteiligten immer zu gewährleisten, keine Hektik aufkommen zu lassen und das arbeitende Pferd nie zu überfordern und nach einem Fehler die entstandene Unsicherheit durch eine wieder etwas leichtere Aufgabe in Motivation abzuwandeln. Durch die Gasse springen durften zuerst die bereits bekannten Ponys Coco und Serenade, gefolgt von der Nonius Stute Joya. Diesen beispielhaft gelassenen Vertreter der ältesten ungarischen Warmblutrasse stellte ihre Besitzerin Lisa Weingarten vor. Die beiden sind eigentlich auf höchstem Niveau in der Sparte Working Equitation, welche die alten europäischen Reitweisen zusammenfasst, erfolgreich unterwegs, doch an diesem Tag durfte ihre Stute etwas Neues ausprobieren. Zuletzt durfte auch noch der im Sport erfolgreiche Welsh Cob Marxoed´s Aragon von Stefanie an den Sprung. Dieser war nicht nur motiviert in der Freisprunggasse, sondern zeigte sich auch von seiner besten Seite beim anschießenden Üben des Vormustern auf einem Stangedreieck.

Die alten Jungzüchterhasen Stefanie und Denise demonstrierten den Teilnehmern erst einmal den korrekten Ablauf einer solchen Vorstellung im Schritt und im Trab und auch welche Details man achten sollte, z. B. auf die korrekte Zügelführung oder die Wendung des Pferdes im Uhrzeigersinn. Jeder durfte sich ein Pony passend zur Körpergröße aussuchen und es einmal selbst ausprobieren, unter den Augen von Stefanie und Denise natürlich. Nebenbei erzählten die beiden ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit den Jungzüchtern und welche großartigen Möglichkeiten, wie Wettbewerbe oder weitere Kurse, angeboten werden. Nach diesem spannenden informationsgeladenen Tag wurde jedem Teilnehmer feierlich eine Urkunde verliehen. Bei gutem Essen, Getränken, Kaffee und Kuchen bot sich noch die Möglichkeit die restlichen Fragen zu stellen oder einfach nur zu plaudern. Die Resonanz der Kurse ist enorm positiv, da sie in solcher Form auch selten angeboten werden. Geplant ist auf alle Fälle regelmäßig Kurse für Jungzüchter anzubieten, um weiterhin die pferdebegeisterte Jugend zu fördern und zu fordern.

 

Text: Denise Biedermann
Fotos: D. Biedermann u. T. Guggenbichler